Trakehner Gestüt von Schöning   -   Hof Hahnenberg   -   D-24329 Dannau

Prämienhengst Hirtentanz

Kieler Nachrichten
Die Kieler Nachrichten veröffentlichten am 25. Oktober 2005 einen Artikel über den bevorstehenden Hengstmarkt in weiser Voraussicht darüber, dass Hirtentanz dort für Furore sorgen wird. Nachfolgend kommt der Original-Text dieses Artikels mitsamt des abgedruckten Fotos aus der führenden Tageszeitung Schleswig-Holsteins. Der Artikel wurde zwar aus Anlass des seiner Zeit kurz bevor bestehenden Hengstmarkts verfasst, hat inhaltlich aber mehr als tagesaktuellen Wert. Aktuelle Informationen und Bilder zu Hirtentanz befinden sich unten auf den Seiten mit den Nachkommen seiner Mutter Herzlani und der Übersicht mit den Herz-Hengsten.

Hirtentanz und Veronika von Schöning

Ein bisschen keck ist er: Der Hengst Hirtentanz mit seiner Züchterin Veronika von Schöning. Foto kck

Donnerstag beginnt der Trakehner Hengstmarkt in den Holstenhallen Neumünster

Dannau - Wenn vom 27. bis zum 30. Oktober die 54 besten Trakehner Hengste des Jahrgangs 2003 in der Neumünsteraner Holstenhalle bei der Körung ihren Champion ermitteln, ist er mit von der Partie: Hirtentanz aus dem Stall von Veronika und ihrem Sohn Philipp von Schöning. Die Kieler Nachrichten haben Pferd und Züchterin auf Hof Hahnenberg in Gowens (Gemeinde Dannau) bei Lütjenburg besucht.

Ein kleiner Hof inmitten hügeliger Weiden. Dazwischen alte Eichen und Knicks, denen der Herbst allmählich die Blätter gelb färbt. Drei struppige Border-Terrier aalen sich in der Sonne. Von den nahen Koppeln ertönt das Wiehern der Trakehner: Idyllisch ist es, das Zuhause von Hirtentanz und seiner Züchterin Veronika von Schöning.

Doch die Heimat der beiden befindet sich rund 400 Kilometer weiter östlich: Ein Gut in Pommern, unweit des heutigen Stettin. Hier lebte die Familie von Schöning seit dem 13. Jahrhundert bis 1945. Nicht weit von hier, im ehemaligen Ostpreußen, steht auch die Wiege der Trakehner, der ältesten und vielleicht edelsten Reitpferdezucht der Welt. Auch auf dem Gut der von Schönings waren die Pferde mit der doppelten Elchschaufel - dem Wahrzeichen Ostpreußens - im Brandzeichen als Arbeits- und Reitpferde unentbehrlich.

Doch die tiefe Zuneigung der heute 65-Jährigen zu den Trakehnern wäre damit nur unzureichend erklärt. Auf einer Bank vor dem Haus erzählt Veronika von Schöning ihre Geschichte von der Flucht aus Pommern vor russischen Truppen. Von dem Gutstrek aus 70 Pferdewagen, von Kälte und Hunger. Und von Tieffliegern, die immer wieder Jagd auf die überladenen Gespanne machten. "Die Trakehner haben uns damals das Leben gerettet. So etwas vergisst man nicht", sagt sie.

Zwei Fuchsstuten aus dieser Zeit waren denn auch der Beginn ihrer Karriere als Züchterin. Eine davon brachte die Stute Regina zur Welt, die in den folgenden 27 Jahren insgesamt 14 Fohlen gebar. Veronika von Schöning, die immer ein besonderes Händchen auch für schwierige Pferde hatte, ritt die jungen Tiere an und verkaufte sie. Von dem so verdienten Geld wurde unter anderem die Stute Herbstblüte erstanden, die Großmutter der Elitestute Herzlani (von Kostolany), deren vor drei Jahren auf Hof Hahnenberg verstorbene Mutter Herzchen eine der höchstdekorierten Trakehnerstuten überhaupt war.

Der vorläufig letzte Nachkomme aus dieser Kette von Spitzenstuten ist der diesjährige Köraspirant Hirtentanz. Der Rappe, ein Spross des Hengstes Axis, besticht nach Einschätzung seiner Züchterin durch sein Springtalent, seine überdurchschnittlichen Gangarten sowie großes Selbstbewusstsein gepaart mit Gelassenheit und innerer Ruhe. "Aber wenn es darauf ankommt, gibt er mit Sicherheit sein letztes", sagt sie.

Von diesen Qualitäten scheinen auch die Mitglieder der Körkommission des Trakehner Zuchtverbandes überzeugt zu sein. Auf ihrer Musterungsreise quer durch Deutschland wählten sie den Hengst aus über 150 gemeldeten Kandidaten für das Finale in Neumünster aus.

Seinen Hafer frisst der zweieinhalbjährige Youngster derzeit jedoch nicht in der heimischen Box. Seit August absolviert er ein spezielles Aufbautraining auf der Hengststation des Niederländers Gerard Geling im benachbarten Hohenschmark. Zum Programm zählen unter anderem ungezählte Runden an der Longe zum Aufbau von Muskulatur und Kondition sowie freie Sprünge über Hindernisse. Dabei wird streng darauf geachtet, das Pferd nicht zu überfordern.

"Wer zu schnell zu viel verlangt, verliert unter Umständen alles", sagt von Schöning, die bei der Auswahl von Zuchtpferden vor allem auf die Reiteigenschaften achtet.

Ein Credo, das immer mehr Nachahmer findet. Denn dahinter stehen nicht nur mehr als 40 Jahre reiterliche und züchterische Erfahrung, sondern auch jede Menge Erfolge. 25 (!) Hengste aus der Zucht von Veronika von Schöning wurden bislang gekört, darunter waren mehrere Sieger und Reservesieger. Als ihren größten Triumph bezeichnet sie jedoch die Karriere von Herzruf, einem Sohn von Herzchen. Dieser wurde in Neumünster zwar gekört, fand auf der Auktion jedoch keinen Käufer. Von Schöning baute den Hengst unbeirrt weiter auf. Mit Erfolg: Nach nur einem Jahr gewann Herzruf die Hengstleistungsprüfung mit rekordverdächtigen 150 Punkten. Inzwischen ist er Elitehengst und wurde aufgrund der überragenden Qualität seiner Nachkommen zum Trakehner-Hengst des Jahres 2004 gekürt.

Doch das Wissen um Pferdestammbäume und Erfahrung bei der Ausbildung dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass züchterische Erfolge nur sehr bedingt planbar sind. "Eine für viel Geld gekaufte Super-Stute und ein teurer Hengst mit großem Namen sind noch lange keine Garantie für einen späteren Olympiasieger", sagt Veronika von Schöning. "Anderenfalls würde es die ländliche Zucht gar nicht mehr geben." kck